Allkatraz / Die Flucht aus der Sucht

Allkatraz / Die Flucht aus der Sucht

21. Juli 2021 5 Von Hardy Krüger Jr.
Ich habe diesen Artikel – eigentlich könnte es genauso gut ein Buch werden – Alk – atraz genannt, weil es Sinnbildlich für die Flucht aus der Allk-koholsucht steht. Wir alle kennen das. Jetzt ein schönes Glas Wein. Ein Feierabendbier. Das „coming together“, oder die Belohnung für ein guten Job „der well done Drink“ ! Bei uns Schauspieler heißt der Wrap-Drink ! Nach getaner Dreharbeit am Set. „Das waren die guten alten Zeiten“. Da gehörte es zum guten Ton, ein Glas Whisky in der Hand, seine kultiviertet, seine Männlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
 
Es gibt wohl keinen alten Hollywood Film, in dem es keine Opener-Szene gibt die mit den Worten beginnt: “ A Drink „. Yes please ! Geschüttelt oder Gerührt, es ist eine Alltäglichkeit. Wir werden mit dieser Selbstverständlichkeit groß. Besonders meiner Generation.
 
Wir wachsen damit auf. Zudem prägt uns, unsere Umgebung. Unser Umfeld. Es ist die Programmierung, die unser späteres Leben bestimmt. Das tut sie heute noch. Dein Bekanntenkreis, deine Arbeitskollegen, Dein Job. Die Grillende und Mädchenrunden. Alles völlig normal.
 
Der Kater ist meistens die Strafe dafür. Ein Filmriss, die Scham, die Flucht aus einem fremden Bett, die Erinnerung an Sätze, die man seiner besten Freundin oder Freund nie sagen wollte. Die Welt ist kurz aus der Bahn geworfen. Bis zum nächsten beruhigenden Glas, der die Synapsen wieder knallen lässt. Was für ein Segen, wenn die Endokrine wieder übernehmen und die Welt wieder in Ordnung ist. Die Leichtigkeit wieder zurück ist.
 
All diese Situationen kennt sicher jeder von Euch. Viele denken sich jetzt. Klar ! War lustig. Ich freue mich auf das Wochenende, die Party oder das Abendessen mit Freunden.
 
Wenn ich Dir jetzt sagen, dass Du schon auf dem Weg bist, in ein tiefes Loch hinab zu gleiten, dann würdest du mir jetzt bestimmt sagen. Quatsch, ich habe das alles im Griff. Kein Problem. Dabei steckst Du schon mitten drin. Ich erzähle Dir jetzt kein Scheiß. Wenn Du ehrlich bist, in Dich hinein schaust und keiner Dich für das jetzt verurteilt, was du das siehst, dann wirst du kurz eine Unsicherheit und einen Schmerz fühlen, weil du weist, dass du nicht daran denken kannst, dich nicht auf das nächste Glas am Nachmittag oder Abend zu freuen. Dieser Schmerz der Dich kurz in den Magen zwickt, sagt dir auch, dass wenn du diese Erkenntnis zulässt, dass du bei jedem Glas, das du in der Hand halten wirst, daran denken musst.
 
Vielleicht wirst Du kurz mal zögern, wenn Du beim Italiener Deine Pizza bestellst und eigentlich vor hattest heute mal nichts zu trinken. Einfach mal so. Ein Tag, was ist das schon. Von deinem Gegenüber kommt dann die Frage. Was trinken wir. Ein Glas oder sollen wir gleich eine ganze Flasche Rotwein bestellen. Vielleicht entscheidest Du dich nur für ein Bier um aus der Situation hinaus zu kommen. Doch Du weist auch, dass nach dem kühlen Guten Bier, die Lust auf ein guten Rotwein zur Pizza einfach ein Muss ist. Man Lebt ja schließlich nur ein Mal. Richtig!
Nach der Flasche denkst Du vielleicht noch mal kurz darüber nach und nimmst dir vor, das an einem anderen Tag zu planen und bestellst die nächste Flasche. Der Abend ist einfach zu schön und die Pizza ist der Hammer !
 
Das sind alltägliche Situationen die unser Leben aber schon bestimmen. Es ist keine freiwillige Entscheidung. Das sind wir schon weit weg von.
 
Ich kann Euch sagen, dass ich diese Situationen so gut kenne. Ich bin in dieser Sache wohl der besten Freund, den Du in diesem Augenblick haben kannst. Also wenn Du wirklich das in den Griff kriegen willst, dann kann ich Dir vielleicht helfen.
 
Mein Leben ist sehr lange vom Alkohol geprägt worden. Ich liebe diesen Zustand und wenn wir schon Mal dabei sind, ehrlich miteinander zu sprechen, so kann ich Dir hier und jetzt sagen, dass ich nicht weis, ob ich mein Leben lang trocken bleiben kann.
Ein Leben ist selbst in meinem Alter noch sehr lang. Nach meiner Zeitrechnung geht es mit 50 erst wirklich los ;-)) Spätesten dann sollte Du die Füße hoch legen ( wenn du der Typ dazu bist ) und „Fünf gerade sein lassen“. Das Leben genießen und dankbar dafür sein, was das Leben dir geschenkt hat. Ein Leben, das du selbst bestimmen kannst. Nur so kannst Du wirklich glücklich werden. Es ist viele intensiver und reicher an allem, was du bisher kennen und lieben gelernt hast. Du siehst die Dinge aus einem anderen Winkel. Sie sehen in einem ganz andern Licht.
 
Du wirst überrascht sein, wie das Bild Deiner Welt, in der Du jetzt lebst, nüchtern und mit klaren Kopf wirklich aussieht. Manch einer ahnt schon, dass ihm das nicht gefallen wird. Die Konsequenz dieser Erkenntnis bedeutet auch, dass Du Dich von falschen Vorstellung, Freunden, toxischen Beziehungen oder Familienmitglieder trennen musst. Davor haben die Meisten Menschen Angst.
 
Ich kann Euch nur eines aus tiefsten Herzen sagen. Das Lebenden besteht nicht aus Kompromissen und Weglaufen. Es ist die Konfrontation. Die macht Glücklich und frei. Schau den Dingen in die Augen. Erkenne, was wirklich vor Dir steht.
 
Sich selbst Fehler zuzugestehen ist nicht einfach und braucht viel Mut und Kraft. Doch : Hey ! Wir sind alle Menschen. Manchen lernen aus ihren Fehlern. Es ist gut Fehler zu machen. Es ist gut mal Schwäche zu zeigen. Wir sind nicht perfekt. Du nicht und ich auch nicht.
 
Meiner Erfahrung nach sind es genau diese Momente, die mich nach vorne katapuliert haben. Je öfter ich hingefallen und wieder aufgestanden bin, habe ich festgestellt, dass wir alle immer nur nach vorne fallen können. Denn jeder Fall bringt uns weiter. Weiter nach vorne. Wir dürfen nur nie aufgeben, und müssen wieder aufstehen.
 
Einige von Euch, die jetzt meine Zeilen lesen, kennen mich aus Film, Fernsehen und Theater. Aus Magazinen und wissen meistens mehr über mich, als ich selbst. Das liegt meistens daran, dass mich niemand wirklich kennt. Die Figuren, die ich Spiele. Die Rollen in die ich schlüpfe haben nichts mit meinem wahren ich zu tun. Natürlich können Menschen da keinen Unterschied machen. Besonders seit Instagram und Facebook.
Ich möchte Dich bitten, all dieses Dinge jetzt einfach mal zu vergessen und mir zu vertrauen, dass ich Dir wirklich helfen kann, wenn Du das willst. Ich bin ein Mensch, wie Du und ich. Ich habe die selben Ängst, Bedürfnisse, Hoffnung und Träume, wie alle da draussen.
Der Unterschied ist nur, dass ich in der Öffentlichkeit stehe. Das wirkt wie eine große Lupe. Alles wird größer. Besonders die Fehler und die Ausrutscher. All das was du tust und sagst wird wird gehört. Doch oft ist es so, dass keiner wirklich zuhört. Keiner ließt mal zwischen den Zeilen.
Erstaunlicherweise ist es selbst bei geschriebenen Texten in den sozialen Medien so, dass viele den Text nicht genau lesen oder verstehen und eine völlig falsche Interpretation dessen wieder geben und beurteilen, als du geschrieben hast.
 
Das Öffentliche Leben ist eine zusätzliche Belastung. Nicht nur für dich selbst, sondern besonders für die Menschen, die mit dir Leben. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wieviel Kraft das kostet. Du musst eine Menge leisten um alles am Laufen zu halten, keine Schwächen zeigen und das „Ding einfach durchziehen“ Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Bis dahin „Vollgas“. Wer kennt das nicht ?
 
Jetzt haben wir seit knapp zwei Jahren die Pandemie. Wie auf einer Rennstrecke schiesst Du von einer scharfen rechts Kurve in eine Linkskurve und versuchst nicht ins schleudern zu geraten. Du musst all dein Können unter Beweis stellen, konzentriert, fokussiert bleiben um nicht „abzufliegen“. Aber Du weist wie man den Wagen mit dem „Arsch“ fährt ( so nennt man das im Motorsport ) um den Bremspunkt genau zu erwischen um dann wieder aus der kurve den Schwung und den Speed mitzunehmen um aus der kurve heraus wieder zu beschleunigen und den Motor auf 300 Sachen zu beschleunigen. Dir darf jetzt nur nicht der Sprit ausgehen.
 
Am Anfang – beim ersten Lockdown – war das noch irgendwie spannend. Doch nach all dieser Zeit, kommt es mir vor, als wäre es ein Rennen, wo die Runden nicht mehr gezählt werden. Das Rennen ist offen ! Das Ziel ist klar, doch das Ende nicht. Eine verrückte Situation für uns alle !!
 
Es sind nun 6 Jahre her, als ich das letzte Glas in der Hand hielt. Der Weg dort hin war wirklich nicht leicht. Ich hätte das ganze ohne Entzugskliniken und konsequente Veränderung in meinem Leben nicht überlebt.
In Zeiten wie diesen gibt es sicher 1 Millionen Gründe wieder anzufangen zu trinken. Doch es gibt eben auch 1 Million und einen Grund das sein zu lassen. Ich kann Dich Verstehen, der Angst vor Veränderungen hat. Seit der Pandemie erlegen wir das jeden Tag. Uns hat man soviel Freiheit und Gelassenheit genommen, warum sollte ich mir das auch noch nehmen lassen. Ich kann das verstehen. Ehrlich. Doch eines sei Dir in diesem Zusammenhang bewusst.
 
Die Flucht als Allkatraz bringt Dir Freiheit und Glück. Ein Leben, dass Du Dir wünscht. Ein Glück das noch am nächsten Tag da ist. Ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist und Realität geworden ist. Freiheit ist ein tolles Gefühl, das ich heute nicht mehr vermissen will. Ich bin ein freier Mensch, der ein selbstbestimmtes Leben führt.
 
Ich erzähle dir gerne die ganze Geschichte, wenn Du willst.